Nur eine einzige Schrift hat der Reformator den
Kaufleuten gewidmet.
Als
mein Studienkollege Prof. Dr. Dietrich Solaro, der in seiner mehr als
18-jährigen Tätigkeit als kaufmännischer Vorstand der SEL (Standard Elektrik
Lorenz) großen Wert auf die Einhaltung ethischer Grundsätze legte, Vorträge zum
Thema „business ethics“ hielt, war dieser Begriff noch kaum bekannt. Auch nach
seiner Pensionierung, als Honorarprofessor der Universität Stuttgart tätig
(Spezialgebiet Controlling), fand er eine besondere Berufung am
Universitäts-Seminar der Wirtschaft in Liblar bei Köln, im Rahmen derer er
diese Vorträge fortführte. Und nachdem er auch diese Phase beendet hatte,
übereignete er mir seine ethische Handbibliothek mit dem Hinweis: „dabei ist
eine ganz besondere Schrift: Luther äußerte sich zu ethischen Fragen der
Kaufmannschaft schon vor fast 500 Jahren.“
Es
dauerte eine Zeit und einige Versuche, diesen Text für heutige Leser
aufzubereiten. Dass Martin Luthers kräftige Sprache manches überdeutlich
zeichnet, ist ja schon bekannt. Wie wird es bei einem solchen Thema sein, das
einerseits uns Menschen allenthalben tagtäglich betrifft, anderseits aber sich
teils im dunklen Schatten und mit weißen Kragen abspielt, wo Wohlverhalten und
Unethik kaum zu unterscheiden sind?
So sieht das Buch aus – bitte anklicken ….. Flyer – bitte anklicken ….. Leseprobe – bitte anklicken minimale Abweichungen vom Original möglich.
Götz
Briefs erfand den Begriff der „Grenzmoral“, mit dem in der Wirtschaft das
Phänomen sich ständig verschiebender ethischer Ansprüche bezeichnet wird. Sie
macht es so schwierig, festzustellen, wo die Grenze zur Unethik überschritten
wird. Nicht ohne Grund wurden in Deutschland geschäftsethische Vergehen bis
Ende des 20 Jahrhunderts von Gerichten nur mühsam verfolgt. Bestechungsgelder
waren als „nützliche Aufwendungen“ steuerlich absetzbar. Man kannte weder die
Begriffe noch die Verhaltensweisen, noch hatte man Kriterien und Personal zur
Verfolgung aller Verstöße.
Hätte
man damals Luthers Schrift schon zur Hand gehabt, wäre manches sicher früher
und effektiver behandelt worden. Vielleicht hätte die Rot-Grün-Regierung sogar
bei der Deregulierung besser hingeschaut. Denn auch bei Luther kommt die
Abkopplung der Finanzwirtschaft von der zugrundeliegenden Güterwirtschaft schon
zum Ausdruck, wenn er sich den „anderen Teil des Wuchers“ vornimmt.
Auch
wenn seine Sprache im Vergleich zu heute manchmal ungelenk klingt, mit
Wiederholungen und wechselnden Blickwinkeln mehrfach das gleiche Verhalten
kritisiert, ist doch deutlich zu erkennen, wo er den Finger in die Wunde legt.
Dass er dabei auch Fürsten, Kirche und Geistlichkeit, ja sogar den Papst nicht
schont, ist bei ihm nicht weiter verwunderlich.
Luther thematisiert
einige Formen und Aspekte des ethischen Handelns für Unternehmer, die damals
überwiegend aus Kaufleuten und Händlern bestand. Keineswegs verdammt er jede
Form von Gewinn, will ihn aber wesentlich an zeitbezogenen Entgelten für andere
Arbeiten messen. Obgleich auch das Risiko – er nennt es die Gefahr – ihm als
eine Leistung vor Augen steht, ist sie ihm vor allem beim Verleihen von Geld
sehr suspekt. Das Borgen und Leihen wird von vielen Seiten her beleuchtet.
Der damals verbreitete
Zinskauf gibt ihm Gelegenheit, Menschen, Kirchen und Herrscher zu kritisieren.
Die Kaufleute kommen dabei sogar noch glimpflich weg, weil sie Reisen und
Gefahren bestehen müssen.
Aber die „Zinsjuncker“,
die damit ein gewissermaßen arbeitsloses Einkommen erzielen, unabhängig von den
durch Natur und Markt schwankenden Erträgen anderer Anlageformen, nimmt er sich
moralisch vor. Auch wenn der Zinspflicht-Käufer dem „Zinsmanne“ nur einfach
Geld gibt, soll er damit keinen Anspruch auf einen - ertragsunabhängigen - Zins
gewinnen. Vielmehr soll die Summe an ein bestimmtes Stück Land gebunden sein
und die darauf erzielten Erträge sollen Maß für die Zinsen sein – was man heute
partiarisches Darlehn heisst. Der biblische Zehnte ist für ihn die Methode der
Wahl.
Übrigens ist von
Judenfeindlichkeit in diesem Buch nichts zu spüren, sie werden nicht negativer
beurteilt als entsprechend handelnde Christen.
Heftig kritisiert er das
Sammeln von Geld für Gegenstände kirchlicher Bestimmung, besonders für den
Petersdom Die weltliche und kirchliche
Obrigkeit wird vielfach an ihre Pflichten gemahnt, die richtigen Rahmenbedingungen
zu setzen.
Doch immer wieder spürt man
auch den frommen Menschen, der Gott als höchster Instanz nicht widersprechen,
sondern Seinen wahren Willen erkennen und für uns Menschen interpretieren will.
Dazu greift er auf Stellen des Alten und Neuen Testamentes zurück, wo er es
passend findet. Die alte, oft verschachtelte und manchmal schwierige Sprache
lässt nicht immer genau erkennen, was gemeint ist. Daher wird neben der
Übersetzung auch der Originaltext wiedergegeben, wie das Beispiel zeigt.
Das Geleitwort von Prof. Dr. Elmar Nass zeigt die Bezüge
zur kirchlichen Soziallehre auf: „…………In unserer Zeit
zunehmender Gottvergessenheit, wo Säkularität zum vermeintlich letzten Anker
einer schwindenden westlichen Werteidentität aufgeblasen wird, treffen Luthers
Pfeile ins Herz einer zunehmend entchristlichten Modernität in Wirtschaft und
Politik…….“.
Die Originalseiten sind
jeweils gegenüber der heutigen Sprache gestellt. So kann man jederzeit auf den
Urtext zurückgreifen. Zweite Auflage,
Softcover im A5 Format, 147 Seiten, ISBN 978-3-7418-2386-2 zum Preis von Euro
22,80, bei epubli direkt online bestellbar.
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